Interview

Wir müssen unbedingt auch die positiven
Geschichten erzählen.

Stefan Rennicke über eine Baumwoll-Kooperative in Nord-Uganda.

Hintergrund

Cotton Work in der Gulu-Region – eine Geschichte aus Ostafrika.

Kaum eine Geschichte hat uns in den letzten Jahren so fasziniert, wie die der Gulu Agricultural Development Company (GADC) im Norden Ugandas. Fast 20 Jahre lang herrschte in der Region Krieg zwischen der Lord’s Resistance Army (LRA) und der ugandischen Armee. Die Rebellengruppe hat mehr als zwei Millionen Menschen vertrieben, tausende Kinder entführt und zahlreiche Gräueltaten begangen. Im Zentrum lag der Ort Gulu. Nach 2006 endeten die Kriegshandlungen und ließen eine weitgehend  zerstörte und menschenleere Region zurück. Langsam kehrten die Bauern zurück und mit ihrer Rückkehr entstand in Gulu eine landwirtschaftliche Kooperative, in deren Zentrum eine alte zerstörte Baumwollverarbeitungsanlage steht. Mühsam wurde sie in Stand gesetzt und ist heute Herz einer Kooperative, die mit ca. 120.000 Klein- und Kleinstbauern zusammenarbeitet. 

Portraits by Esther

Kurzdoku – Teil 1

Die GADC-Story

Cotton Work ist ein filmisches Projekt, das in drei Kurz-Dokumentationen die Bauern der Gulu Agricultural Development Company (GADC) sowie die Kooperative selbst porträtiert und in den Kontext der wechselvollen Geschichte der Region setzt. Die porträtierten Bauern produzieren Sesam, Chillies, Sonnenblumen aber vor allem auch Baumwolle für den Weltmarkt. Und das weitestgehend unbemerkt. Weder wissen Konsumenten, wer die Baumwolle anbaut noch haben die Baumwollbauern eine genaue Vorstellung, was mit ihrer Baumwolle geschieht. Anfang und Ende der Produktionskette sind einander unbekannt. Darüber hinaus erzählt das Projekt auch eine Geschichte von Mut und Neuanfang. Die GADC hat in den letzten Jahren erheblich dazu beigetragen, dass die Region Gulu nach den Jahren des Bürgerkriegs zu Stabilität zurückfand. Somit erzählt das Projekt Cotton Work eine Geschichte, die im Gegensatz zu den gängigen negativen Stereotypen des Baumwollanbaus steht.

Kurzdoku – Teil 2

Baumwollanbau – Die Bepflanzung

Im zweiten Teil begleitet Cotton Work die BaumwollbauerInnen bei der Aussaat der Baumwolle. Sie zeigen uns den Ursprung und ersten Schritt jeder Baumwollproduktion und erklären, wie sie die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren beginnen.

Kooperative

Die GADC arbeitet an der Zukunft der Region.

Die Gulu Agricultural Development Company (GADC) wurde nach dem Ende eines fast 20 jährigen Krieges im Norden Ugandas gegründet. Im Zentrum der Kooperative steht eine alte, vom Krieg schwer beschädigte Baumwollentkernungsanlage, die mit dem Ziel Baumwolle zu reinigen, zu entkernen und dann in Ballen zu verkaufen wieder in Stand gesetzt wurde. Nach Ende des Krieges kehrten viele Bauern auf ihr Land zurück, doch das jahrzehntelange Leben in Flüchtlingslagern hatte zu einem Verlust an Wissen um landwirtschaftliche Methoden geführt.

Die GADC etablierte ein System an Schulungsmaßnahmen für die Klein- und Kleinstbauern, mit dem Wissen zu traditionellen und nachhaltigen Anbau vermittelt wird. Mittlerweile hat die GADC 400 Mitarbeiter, fest Angestellte und Saisonarbeiter, und arbeitet mit ca. 120.000 Klein- und Kleinstbauern zusammen. Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Stereotypen des schädlichen Baumwollanbaus, zeigt die Arbeit der GADC und der mit ihr verbundenen Bauern, dass Baumwollanbau auch ohne künstliche Bewässerung und massivem Einsatz von Pestiziden funktioniert.

Baumwolle ist neben Sesam, Chilis und Sonnenblumen nur eine von zahlreichen Feldfrüchten, die im Fruchtwechsel angebaut werden. Die Arbeit auf den Feldern hat Lebensunterhalt und Zukunft der zurückkehrenden Bauern gesichert und die Stabilität der Region gefestigt. Und dennoch: die Baumwolle wird für den internationalen Markt und die Textilindustrie produziert und der Gegensatz zwischen Rohstoff und Endprodukt oder Produzenten und Konsumenten könnte kaum größer sein. 

Kooperative

Storyteller

Esther Ruth Mbabazi

Esther Ruth Mbabazi ist Fotojournalistin und Filmemacherin aus Kampala, Uganda. Ihre Arbeiten beschreiben die sich verändernden Bedingungen auf dem afrikanischen Kontinent, wobei der Schwerpunkt auf den sozialen, physischen und emotionalen Aspekten des täglichen Lebens liegt. Ihre Arbeiten werden in der New York Times, dem TIME Magazine, der Washington Post, dem Wall Street Journal und El Pais veröffentlicht. Esther ist Gründerin der Initiative The Candid Local, die mit unabhängigen Kreativen auf dem afrikanischen Kontinent zusammenarbeitet, um Geschichten aus Afrika mit einem eigenen afrikanischen Blick zu erzählen.

Stefan Rennicke

Stefan Rennicke war viele Jahre in der internationalen politischen Zusammenarbeit tätig und hat intensiv mit Entwicklungs- und Schwellenländern zusammengearbeitet. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag in der Zusammenarbeit mit Ländern in Subsahara-Afrika. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er zahlreiche Projekte mit NGOs und Regierungen umgesetzt – u.a. in Ländern wie Liberia, Mali, Uganda, Kenia, Lesotho, Madagaskar und Ruanda. Seit 2016 ist er Unternehmer und Gründer des Textilunternehmens KAYA&KATO. Er ist als Autor tätig und Initiator der Initiative Black Heart – White Teeth in der sich Kreative zusammenfinden, um gemeinsam Projekte zu entwickeln und umzusetzen.

Axel Post

Axel Post betreibt eine digitale Kommunikationsagentur und erzählt Geschichten am liebsten in Filmform. Ausserdem redet er gern. Mit Menschen aller Art. Ihn treibt eine tiefe Abneigung gegen das Genre „Imagefilm“ an. In seiner Freizeit experimentiert er mit neuen Formaten der digitalen Kunst, designed Apps, besucht Konzerte von Punk bis Indiepop und ist ein Fan von Borussia Mönchengladbach. Post lebt mit seiner Familie im Kölner Westen und kennt den afrikanischen Kontinent nur aus dem Fernsehen.