Baumwollanbau in Uganda

Wenn sich Atto Evaline auf den Weg in ihren „Garten“ macht, geht sie auf ihr Baumwollfeld. Ein schmaler Pfad führt an Sonnenblumen und zahlreichen anderen Pflanzen vorbei, bis man schließlich vor den Baumwollpflanzen steht. Scheinbar ungeordnete, entgegen europäischen Gebräuchen nicht rechtwinklig angelegte Felder, auf denen die Pflanzen schon die ersten weißen Wollballen zeigen. Im Gegensatz zu vielen anderen Teilen der Welt wird in Afrika Baumwolle fast ausschließlich von Kleinbäuer:innen angebaut. Großflächige Anbaubetriebe, die Baumwolle in Monokultur anbauen, sind die Ausnahme. So ist auch die Gulu Agricultural Development Company (GADC) im Norden Ugandas ein Zusammenschluss vieler tausender Landwirt:innen.

Acaye Christophers Familie erntet Baumwolle. Er ist seit 2009 nach dem LRA-Krieg in Norduganda Baumwollbauer. Von seinem Baumwollgeschäft hat er unter anderem sein Haus gebaut und die Ausbildung seiner Kinder finanziert..
Acaye Christophers Familie erntet Baumwolle. Er ist seit 2009 nach dem LRA-Krieg in Norduganda Baumwollbauer. Von seinem Baumwollgeschäft hat er unter anderem sein Haus gebaut und die Ausbildung seiner Kinder finanziert..

Die Region ist bestens geeignet für den Baumwollanbau: rund 200 Sonnentage in der Saison und vor allem Regen zum richtigen Zeitpunkt. Die Regenperiode ist ausgesprochen wichtig für den Baumwollanbau, denn dieser erfolgt in Sub-Sahara im sogenannten Regenfeldanbau. Das heißt, dass die Felder nicht künstlich, sondern ausschließlich durch Niederschläge bewässert werden.

In Afrika hat der Baumwollanbau eine lange Tradition und wird in ca. 35 von 54 afrikanischen Ländern betrieben. In Ostafrika wird außer in Uganda u.a. in Kenia und Tansania Baumwolle angebaut.Doch Westafrika mit seinen zahlreichen baumwollproduzierenden Ländern wie Benin, Burkina Faso, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Elfenbeinküste, Ghana, Mali, Niger, Nigeria, Senegal und Togo, dominiert die Produktion des Kontinents. Nicht wenige dieser Länder kann man als politisch instabil bezeichnen.

Baumwolle für den Lebensunterhalt

Atto Evaline, eine Baumwollbäuerin  in Nwoya, Uganda. Sie ist seit 2014 Mitglied der GADC.
Atto Evaline, eine Baumwollbäuerin  in Nwoya, Uganda. Sie ist seit 2014 Mitglied der GADC.

Für die Bäuer:innen der GADC ist Baumwolle eine sogenannte Cash Crop, eine Feldfrucht, die für den Verkauf angebaut wird. In Sub-Sahara-Afrika ist sie für viele Familien eine wichtige Einnahmequelle: gemäß World Wildlife Fund (WWF) stellen die Einnahmen aus dem Verkauf der Baumwolle in vielen Ländern der Region die Hälfte des Einkommens der Kleinbäuer:innen und ihrer Familien dar. Der Baumwollsektor vom Feld bis zur Entkörnung trägt in Afrika zum Lebensunterhalt von mehr als 40 Millionen Menschen bei. Neben Baumwolle bauen die Landwirt:innen auch Mais, Chilis, Sesam, Bohnen und Sonnenblumen sowie Feldfrüchte an, die sie zur eigenen Versorgung benötigen. Chilis und Sesam werden von den Bäuer:innen der GADC auch in Bioqualität angebaut und gehen in den Export – u.a. nach Deutschland.

 

Nachhaltiger Baumwollanbau

Atto Evaline, eine Baumwollbauerin in Nwoya, Uganda, legt ihre Baumwolle zu Hause zum Trocknen aus. Seit 2014 ist sie Mitglied der GADC.
Atto Evaline, eine Baumwollbauerin in Nwoya, Uganda, legt ihre Baumwolle zu Hause zum Trocknen aus. Seit 2014 ist sie Mitglied der GADC.

Die Nachfrage nach nachhaltig angebauter Baumwolle steigt. Das forciert die Verbreitung nachhaltiger Anbaumethoden und wirkt sich damit nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern hat auch handfeste Vorteile für die Bäuer:innen. So ist es im konventionellen Baumwollanbau üblich, dass Pestizide eingesetzt werden, an denen Jahr für Jahr Menschen an Vergiftungen sterben. Beim nachhaltigen, biologischen Anbau wird auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Das schützt Menschenleben und erhält auf natürliche Art die Fruchtbarkeit der Böden und die Sauberkeit des wichtigen Grundwassers.

Der nachhaltige Baumwollanbau in Afrika erfolgt im Fruchtwechsel und verhindert nicht nur die Auslaugung der Böden und mindert den Schädlingsbefall, sondern erhält und fördert auch die Biodiversität. Gleichfalls gibt es einen Lerneffekt. Die Bäuer:innen sammeln Wissen über den Einsatz von Nützlingen und den sinnvollen Anbau sich ergänzender Pflanzen – auch durch die Schulungen der GADC. Dieses Wissen kann von Generation zu Generation weitergegeben werden. Für eine fortwährende Nachhaltigkeit.

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