Esther Mbabazi ist die Filmemacherin und Fotografin unserer Cotton Work Stories. Esther kenne ich durch ihre Fotodokumentation This Time We Are Young – ein Portrait über das Aufwachsen in Afrika, dem jüngsten Kontinent der Welt. 60 Prozent der Afrikaner sind unter 25 Jahre alt. Als Esther, selbst 1995 geboren, bewusst wird, dass Uganda mit 14,3 Jahren die jüngste Bevölkerung der Welt hat, will sie zeigen, was das für die Jugendlichen bedeutet, wie sie ihren Alltag gestalten und wovon sie träumen. Das Ergebnis ist eine faszinierende Fotoserie über Jugendliche aus Uganda, dem Südsudan, Kenia und Südafrika.
Cotton Work Stories – Arbeitsalltag während der Erntezeit
Wenige Monate später sitze ich mit Esther in einer kleinen einmotorigen Maschine auf dem Weg von Entebbe über Moroto Richtung Norden nach Gulu. Wir wollen Familien und ihre Arbeit porträtieren, die nach dem Bürgerkrieg in ihre Heimat zurückgekehrt sind und Baumwolle für die weltweite Textilindustrie anbauen. Während der Erntezeit entstehen hier in schwüler Hitze Bilder, die den harten Alltag von Steve und James in der Ginnery der Gulu Agricultural Development Company (GADC) und die schwere Arbeit von Acaye und Ato auf ihren Feldern dokumentieren.
Cotton Work Stories - Arbeiter in der Baumwollentkörnungsanlage von GADC in Gulu. / Cotton Work Stories - A worker in the cotton ginnery at GADC in Gulu.
Cotton Work Stories - Arbeiter in der Baumwollentkörnungsanlage von GADC in Gulu. / Cotton Work Stories - A worker in the cotton ginnery at GADC in Gulu.
Farmer with his harvested cotton in Amuru, Uganda. / Farmer mit seiner geernteten Baumwolle in Amuru, Uganda.
Atto Evaline, eine Baumwollbäuerin in Nwoya, Uganda. Sie ist seit 2014 Mitglied des GADC. / Atto Evaline, a cotton farmer in Nwoya, Uganda. She has been a member of GADC since 2014.
Flüchtlinge im Grenzgebiet
Wir kennen die Geschichte der 880.000 Flüchtlinge, die seit Jahren vor den immer wieder aufflammenden Auseinandersetzungen aus dem Südsudan in die nördliche Grenzregion Ugandas fliehen. Uganda war im Jahr 2022 das größte Flüchtlingsaufnahmeland in Afrika und das sechstgrößte weltweit. Mit Unterstützung der Caritas Gulu machen wir uns auf den Weg zu Flüchtlingsprojekten in den knapp 30 Kilometer von der südsudanesischen Grenze entfernten Ortschaften Adjumani und Palabek.
Wir treffen Bungu Mohamed, der mit seiner Familie aus dem Südsudan nach Adjumani geflüchtet ist und sich durch den Anbau von Obst und Gemüse weitgehend unabhängig gemacht hat. Mit seinen Ernteerträgen kann er seine Familie ernähren und die Schulkosten für die Kinder zahlen. Mit anderen Flüchtlingen gründet er die „Mungola Vegetable Grower Association“, einen Gemüseanbauverein, zur Vermarktung der Produkte. Voller Stolz posiert er auf seinem Feld und berührt fast liebevoll die dort wachsenden Kohlköpfe.
Wir begegnen der jungen Südsudanesin Rhoda und ihren Freunden, die nach ihrer Flucht auf die Alere Secondary School im Adjumani Distrcit gehen und im nächsten Jahr ihr Examen machen. Mit einer Mischung aus Schüchternheit und Entschlossenheit lächelt Rhoda in die Kamera und hält mit beiden Armen ihr Exercise Book fest an sich gedrückt.
Wir erfahren die schwierigen Lebensgeschichten, vor allem von jungen Menschen, aber – und das ist es, was diese Region so faszinierend macht – wir sehen auch viele kleine Erfolgsgeschichten, die zu großen werden – Cotton Work Stories.
Stefan Rennicke
Copyright Fotos Esther Mbabazi
Website: www.esthermbabazi.com